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Fachwissen

Franchise-System: Rechtliche und finanzielle Grundlagen

DISH
April 2025

Gastronom sitzt im Restaurant an der Bar mit einem LaptopWer in der Gastronomie expandieren möchte, steht vor der Frage: Wie wächst mein Geschäft, ohne die Kontrolle zu verlieren? Eigene Standorte erfordern hohe Investitionen – eine Hürde, die das Franchise-Modell umgeht.

Statt alles selbst zu finanzieren, übergibst du dein erprobtes Konzept an selbstständige Partner, die unter deiner Marke arbeiten. Dein Geschäft wächst, während du als Franchise-Geber profitierst. Doch Franchising erfordert klare rechtliche und finanzielle Strukturen, die du kennen solltest.

Rechtliche Grundlagen für Franchise-Geber

Der rechtliche Rahmen eines Franchise-Systems bildet das Fundament für eine erfolgreiche und langfristige Zusammenarbeit zwischen Franchise-Geber und Franchise-Nehmern. Ohne wasserdichte Verträge, klare Schutzrechte und eine passende Unternehmensstruktur kann selbst das beste Geschäftskonzept schnell scheitern.

GmbH – Die häufigste Wahl für Franchise-Geber

Die Gesellschaft mit beschränkter Haftung (GmbH) ist die bevorzugte Rechtsform für Franchise-Geber in Deutschland. Der wichtigste Vorteil: deine persönliche Haftung ist auf das Gesellschaftsvermögen beschränkt. Das bedeutet, dass dein Privatvermögen geschützt bleibt, falls es zu wirtschaftlichen Schwierigkeiten kommt.

Vorteile der GmbH als Franchise-Geber:

  • Begrenzte Haftung schützt dein Privatvermögen
  • Seriöses Image bei Banken und Franchise-Nehmern
  • Strukturierte Unternehmensführung mit klarer Verantwortungsverteilung

Nachteile der GmbH:

  • Mindeststammkapital von 25.000 € erforderlich (davon 12.500 € sofort einzuzahlen)
  • Buchhaltungspflichten und höhere Verwaltungskosten

Praxis-Tipp: Falls dir das Startkapital fehlt, kannst du vorübergehend eine UG (Unternehmergesellschaft) gründen. Diese erfordert nur 1 € Stammkapital, funktioniert aber ähnlich wie eine GmbH. Langfristig solltest du jedoch eine GmbH anstreben, da sie mehr Vertrauen bei Banken und Partnern schafft.

Der Franchise-Vertrag: Das Herzstück des Systems

Der Franchise-Vertrag regelt die Zusammenarbeit zwischen dir und deinen Franchise-Nehmern. Er muss rechtlich wasserdicht, aber auch praktikabel sein, um langfristig stabile Partnerschaften zu sichern.

Wichtige Bestandteile eines Franchise-Vertrags

Nutzungsrechte & Schutz der Marke

  • Welche Logos, Namen und Geschäftskonzepte dürfen Franchise-Nehmer nutzen?
  • Gibt es Einschränkungen oder bestimmte Vorgaben?

Vertragslaufzeit & Verlängerungsoptionen

  • Übliche Laufzeit: 5–10 Jahre mit Verlängerungsoptionen
  • Regelungen zur Kündigung und Vertragsverlängerung

Gebietsrechte & Konkurrenzschutz

  • Erhält der Franchise-Nehmer exklusive Gebietsrechte oder gibt es mehrere Standorte in einer Region?
  • Mindestabstände zwischen den Filialen zur Vermeidung interner Konkurrenz

Qualitätskontrollen & Betriebsführung

  • Verpflichtung zur Einhaltung von Standards in der Speisenzubereitung und im Service
  • Regelmäßige Schulungen, Audits und <href=”https://www.dish.co/DE/de/blog/hygiene-in-der-gastronomie-die-wichtigsten-regeln/”>Hygienekontrollen

Franchise-Gebühren & Zahlungsmodalitäten

  • Einmalige Einstiegsgebühr (z. B. 10.000–50.000 €)
  • Monatliche Lizenzgebühr (üblicherweise 4–10 % des Nettoumsatzes)
  • Beitrag zum Marketing-Pool (2–5 % des Umsatzes)

Nachvertragliche Pflichten & Wettbewerbsverbot

  • Verbot, nach Vertragsende ein ähnliches Konzept in direkter Konkurrenz zu eröffnen (meist für 1–2 Jahre, max. 25 km Umkreis)
  • Know-how-Schutz für Rezepturen, Betriebsabläufe und Einkaufskonditionen

Praxis-Tipp: Lass den Vertrag von einem auf Franchising spezialisierten Anwalt prüfen, um rechtliche Fallstricke zu vermeiden. Achte besonders auf Kündigungsrechte und Gebührenerhöhungen, um spätere Konflikte mit Franchise-Nehmern zu vermeiden.

Markenschutz und geistiges Eigentum

Dein Franchise-System lebt von einheitlicher Markenführung. Nur wenn deine Marke, deine Rezepturen und deine Prozesse rechtlich geschützt sind, kannst du dich gegen Nachahmer absichern.

Warum Markenschutz unerlässlich ist

  • Schützt deine Marke vor Kopien durch andere Gastronomiebetriebe
  • Stärkt die Wiedererkennbarkeit deines Konzepts
  • Schafft Vertrauen bei Franchise-Nehmern, da sie in eine geschützte Marke investieren

Was du schützen lassen solltest

  • Markennamen & Logo: Eintragung beim Deutschen Patent- und Markenamt (DPMA)
  • Rezepturen & Betriebsabläufe: Als Geschäftsgeheimnisse sichern, ggf. Patente prüfen
  • Franchise-Handbuch: Vertraulichkeitsklauseln für alle Franchise-Nehmer

Praxis-Tipp: Prüfe auch, ob du deine Marke EU-weit oder international schützen lassen solltest – besonders wenn du mittelfristig eine Expansion ins Ausland planst, zum Beispiel nach Österreich, Frankreich oder Polen.

 

Finanzielle Planung und Gebührenstruktur eines Franchise-Systems

Ein erfolgreiches Franchise-System basiert nicht nur auf einem starken Konzept, sondern auch auf einer durchdachten finanziellen Struktur. Wer als Franchise-Geber langfristig erfolgreich sein möchte, muss ein klares Gebührenmodell aufstellen, die Investitionen sorgfältig kalkulieren und auch die Finanzierungsmöglichkeiten für seine zukünftigen Partner im Blick behalten.

 

Startkapital und Investitionsbedarf

Bevor du dein Franchise-System aufbaust und die ersten Franchise-Nehmer gewinnst, musst du als Franchise-Geber selbst in die Entwicklung und Strukturierung des Systems investieren.

Welche Kosten fallen für den Franchise-Geber an?

Entwicklung des Franchise-Konzepts

  • Erstellung eines detaillierten Franchise-Handbuchs (inkl. betrieblicher Abläufe, Qualitätsstandards, Marketing-Richtlinien)
  • Beratung durch Franchise-Experten und Rechtsanwälte zur Erstellung eines rechtssicheren Franchise-Vertrags

Markenschutz und Unternehmensstruktur

  • Eintragung von Markennamen und Logos beim Deutschen Patent- und Markenamt (DPMA)
  • Eventuelle Registrierung von Rezepturen und Betriebsabläufen

Schulung und Support für Franchise-Nehmer

  • Aufbau einer Schulungsplattform (Online oder Präsenzseminare)
  • Erstellung von Trainingsmaterialien und Mitarbeiterschulungen

Marketing und Branding

  • Entwicklung eines Corporate Designs für alle Standorte
  • Aufbau einer zentralen Website und Social-Media-Präsenz
  • Erstellung von Vorlagen für lokale Werbemaßnahmen der Franchise-Partner

Technische Infrastruktur

  • Lizenzierung und Implementierung eines zentralen Kassensystems für alle Standorte
  • Aufbau eines Intranets oder einer App für Franchise-Partner

Je nach Umfang und Professionalisierungsgrad müssen Franchise-Geber mit Investitionskosten zwischen 50.000 und 250.000 € rechnen, bevor das erste Franchise-Restaurant an den Start gehen kann.

Einnahmequellen als Franchise-Geber

Damit sich dein Franchise-Modell wirtschaftlich trägt, benötigst du ein durchdachtes Gebührenmodell. Die Einnahmen sollten nicht nur deine eigenen Investitionen refinanzieren, sondern auch sicherstellen, dass du als Franchise-Geber langfristig profitabel arbeiten kannst.

1. Einmalige Franchise-Gebühr

Jeder neue Franchise-Partner zahlt eine Einstiegsgebühr, die die Erlaubnis zur Nutzung des Franchise-Systems beinhaltet.

Was deckt die Franchise-Gebühr ab?

  • Nutzung der Marke und des Geschäftskonzepts
  • Erstausstattung mit Marketing- und Betriebshandbüchern
  • Zugang zu Schulungen und System-Tools

Übliche Höhe in der Gastronomie: 10.000–50.000 € – abhängig von Markenbekanntheit und Systemgröße.

Eine zu hohe Einstiegsgebühr kann abschreckend wirken. Überlege, ob du einen Teil der Gebühr in Ratenzahlung oder ein gestaffeltes Modell umwandelst, um mehr potenzielle Partner zu gewinnen.

2. Laufende Lizenzgebühr (Royalty Fee)

Diese Gebühr wird regelmäßig (monatlich oder quartalsweise) gezahlt und dient zur Finanzierung der laufenden Unterstützung durch den Franchise-Geber.

Berechnungsmodelle:

  • Umsatzbasiert (4–10 % des Nettoumsatzes) – weit verbreitet und für beide Seiten fair
  • Fixbetrag pro Monat – bietet Planungssicherheit, kann aber kleine Standorte benachteiligen
  • Hybrid-Modell – Kombination aus Fixgebühr und umsatzabhängigem Anteil

Praxis-Tipp: Achte darauf, dass die Lizenzgebühr nicht zu hoch ist, da sonst Franchise-Nehmer finanziell unter Druck geraten und langfristig abspringen könnten.

3. Werbepool-Gebühr (Marketing Fee)

Viele Franchise-Systeme verlangen eine zusätzliche Marketing-Abgabe (meist 2 – 5 Prozent des Umsatzes), die für eine standortübergreifende Werbung und Markenkommunikation genutzt wird.

Ziel:

  • Einheitliches Branding über alle Standorte hinweg
  • Finanzierung von (über-)regionalen Kampagnen, Social Media und Website-Pflege
  • Unterstützung eigener Marketingmaßnahmen der Franchise-Nehmer

Transparenz ist entscheidend! Viele Franchise-Geber legen offen, wie die Marketinggebühren eingesetzt werden, um das Vertrauen der Partner zu stärken.

4. Zusätzliche Einnahmequellen für den Franchise-Geber

Neben den klassischen Gebühren gibt es weitere Möglichkeiten, Einnahmen zu generieren:

Einkaufsgemeinschaften

  • Franchise-Geber können mit Lieferanten Rahmenverträge abschließen und verdienen an Rabatten oder Kick-back-Zahlungen mit.
  • Vorteil: Franchise-Nehmer erhalten bessere Einkaufskonditionen als Einzelgastronomen.

Schulungen und Zusatzleistungen

  • Zusatzseminare oder Spezialisierungsschulungen für Franchise-Nehmer können als kostenpflichtige Leistungen angeboten werden.

Verkauf von Eigenmarken-Produkten

  • Viele Franchise-Systeme verkaufen eigene Saucen, Gewürzmischungen oder Zutaten exklusiv an Franchise-Nehmer.

Finanzielle Unterstützung für Franchise-Nehmer

Auch wenn der Franchise-Nehmer die meisten Investitionen trägt, ist es in deinem Interesse als Franchise-Geber, dass deine Partner eine solide Finanzierung erhalten.

Welche Investitionen müssen Franchise-Nehmer tätigen?

  • Einrichtung des Restaurants (Küche, Möbel, Technik): ca. 150.000–500.000 €
  • Startkapital für den ersten Betriebsmonat
  • Gebühren für Lizenzen und Marketing

Finanzierungsoptionen für Franchise-Nehmer

Viele Banken sind offen für die Finanzierung von Franchise-Konzepten, besonders wenn es sich um bewährte Systeme handelt. Du als Franchise-Geber kannst deine Partner unterstützen, indem du:

  • Kooperationen mit Banken oder Leasing-Anbietern eingehst
  • Unterstützung bei Businessplänen und Finanzierungsanträgen bietest
  • Ratenmodelle für Franchise-Gebühren ermöglichst

Tipp: Je einfacher du es Franchise-Nehmern machst, die Finanzierung zu sichern, desto schneller wächst dein System!

 

Der Weg zum erfolgreichen Franchise-Geber in der Gastronomie

Der Aufbau eines Franchise-Systems bietet Gastronominnen und Gastronomen eine einmalige Chance, ihr Geschäft zu skalieren, ohne jede Filiale selbst betreiben zu müssen. Doch der Erfolg hängt von einer soliden rechtlichen und finanziellen Grundlage ab.

  • Ein durchdachter Franchise-Vertrag schützt sowohl dich als Franchise-Geber als auch deine Partner und sorgt für eine klare Zusammenarbeit.
  • Die richtige Gebührenstruktur sichert deine Rentabilität, ohne die Wirtschaftlichkeit der Franchise-Nehmer zu gefährden.
  • Unterstützung bei Finanzierung und Schulung schafft langfristige Partnerschaften und ein stabiles Wachstum.
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