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Fachwissen

Finanzierungsoptionen in der Gastronomie: Der Brauereivertrag

DISH
Juli 2023

Der Eingang eines Restaurants

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, eine Restauranteröffnung zu finanzieren. Eine davon ist der Brauereivertrag. Da es zu diesem Thema viele Vorurteile gibt, erklären wir dir in diesem Artikel, worum es sich bei einem Brauereivertrag handelt und welche Vor- und Nachteile ein solcher Vertrag für Gründerinnen und Gründer hat.

 

Gründen in der Gastronomie

Für viele Menschen ist es ein lang gehegter Traum, ein eigenes Restaurant zu eröffnen und damit den Schritt in die Selbstständigkeit zu wagen. Ist der Entschluss für diesen Schritt gefällt, stellt sich direkt zu Anfang die Frage, wie sich die Unternehmensgründung finanzieren lässt. Hier bestehen verschiedene Optionen, zunächst natürlich ein Kredit einer Bank.

Leider betrachten Banken die Gründung eines Restaurants oft als ein risikoreiches Unterfangen und vergeben selten Kredite an Gründerinnen und Gründer im Gastronomiebereich. Lediglich wer selbst über ein recht hohes Startkapital verfügt, kann das Glück haben, einen Kredit von der Bank zu bekommen. Für alle anderen gibt es die Option des Brauereivertrages. Doch diese Verträge mit Brauereien sind keine Selbstläufer und haben verschiedene Vor- und Nachteile, die gründlich gegeneinander abgewogen werden sollten.

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Was ist ein Brauereivertrag?

Bei einem Brauereivertrag handelt es sich um ein Darlehen, das von einer Brauerei an Gastronomen vergeben wird. Dadurch entsteht eine langfristige Bindung des Restaurants an die Brauerei. Wie viel Geld du durch den Brauereivertrag bekommst, ist individuell und hängt davon ab, was du benötigst und mit der Brauerei aushandelst. Im Unterschied zu einem Kredit einer Bank, der lediglich mit Zinsen zurückgezahlt werden muss, sind an das Darlehen von Brauereien weitere Bedingungen geknüpft.

Je nachdem, wie der Vertrag mit der Brauerei ausgehandelt wurde, kann das Darlehen für unterschiedliche Zwecke verwendet werden. So kann es als Startkapital für die Grundausstattung genutzt werden, aber auch für Modernisierungen oder als Zuschuss zu den Werbekosten. Neben der Rückzahlung des Darlehens bindest du dich auch im Punkt Einkauf durch die Produktbindung und die Bezugsverpflichtung an die Brauerei. Dies wird auch als Biervertrag bezeichnet.

Biervertrag: Produktbindung und Bezugsverpflichtung

Ein Biervertrag, unter Juristen auch Bierverpflichtungsvertrag genannt, beinhaltet immer eine Exklusivitätsklausel. Das bedeutet, dass du dich verpflichtest, nur die Produkte dieser Brauerei und keine Konkurrenzprodukte in deinem Restaurant anzubieten. Außerdem sagst du zu, die Produkte nur über die Brauerei oder einen Lieferpartner einzukaufen.

Neben der Regelung, wo du einkaufst, wird im Biervertrag auch eine Mindestabnahmemenge festgelegt – die Bezugsverpflichtung. Die Rückzahlung des Darlehens ist an diese Bezugsverpflichtung gebunden, daher ist sie im Nachhinein auch nicht mehr änderbar. Denn die Rückzahlung des Darlehens erfolgt mit dem Einkauf deiner Getränke bei der Brauerei. Bei jeder Bestellung tilgst du also gleichzeitig auch dein Darlehen. Bei dieser Bierbezugsverpflichtung handelt es sich jedoch nicht um eine festgelegte monatliche Rate. Sie wird stattdessen meist in Hektoliter pro Jahr festgelegt und dann mit der eingekauften Menge an Getränken verrechnet. Hast du also im Sommer mehr Gäste als im Winter, kannst du auch im Sommer mehr Getränke einkaufen und mehr von deinem Darlehen tilgen als im Winter. Hauptsache am Jahresende ist die vereinbarte Mindestabnahmemenge für das Jahr erfüllt. Zusätzlich kann es aber trotzdem sein, dass es noch eine Mindestbestellmenge pro Einkauf gibt.

 

Welche Vor- und Nachteile bietet ein Brauereivertrag?

Brauereiverträge haben gemeinhin einen eher schlechten Ruf, da daraus viele Verpflichtungen für Gastronomen entstehen. Doch bietet ein Vertrag mit einer Brauerei auch diverse positive Aspekte. Wäge die Vor- und Nachteile gründlich gegeneinander ab, um die richtige Entscheidung für deinen Unternehmensweg zu finden.

Vorteile eines Brauereivertrags

Der größte Vorteil eines Brauereivertrags liegt auf der Hand: Die finanzielle Unterstützung für die Gründung oder Modernisierung deines Restaurants. Konkret kann mit dem Darlehen der Brauerei die Ausstattung des Restaurants, zum Beispiel der Theke, bezahlt werden. Es ist sogar möglich, dass die Kosten für die gesamte Innenausstattung übernommen werden.

Zusätzlich können Restaurants einen Werbekostenzuschuss erhalten. Die Brauerei beteiligt sich in diesem Fall an den Kosten für Gläser, Speisekarten, Leuchtreklame oder Sonnenschirme, wenn das Logo der Brauerei darauf abgebildet ist. Meist wird für diese Kosten im Brauereivertrag eine bestimmte Summe pro Jahr festgelegt. Zusätzlich beteiligen sich Brauereien auch gerne an den Kosten für größere Events bzw. sponsern diese komplett.

Nachteile eines Brauereivertrags

Da Brauereien Verträge mit Restaurants nicht aus reiner Nächstenliebe abschließen, möchten sie natürlich auch gewisse Ziele erreichen – und diese können sich nachteilig für Restaurants auswirken. Durch die Exklusivitätsklausel ist es Restaurants fast unmöglich, Getränke von anderen Herstellern einzukaufen. Dies schränkt das Angebot in deinem Restaurant ein, denn du kannst nicht einfach alle Biersorten anbieten, sondern bist an eine bestimmte Brauerei gebunden. Diese Einschränkung wirkt sich nicht nur auf die Bierauswahl aus, sondern auch auf Softgetränke, da viele Bierhersteller auch diese im Sortiment haben. Daher solltest du dich vor Abschluss eines Brauereivertrages unbedingt auch darüber informieren, welche Softdrinks du mit ins Sortiment aufnehmen müsstest.

Tipp: Hole dir verschiedene Angebote von Brauereien ein und vergleiche die Preise und die Produkte, die du bei Vertragsabschluss kaufen müsstest. Überlege dir, ob diese zu deinem Restaurant, deinen Speisen und deinem Gastro-Konzept passen. Außerdem ist es hilfreich, bereits an dieser Stelle den Getränkepreis zu kalkulieren. So kannst du sehen, zu welchem Preis du die Getränke an deine Gäste verkaufen kannst.

Der zweite Nachteil, der aus der Bindung an eine Brauerei entsteht, ist die Preisbindung. Du kannst nicht einfach beim günstigsten Anbieter am Markt einkaufen, sondern bist an einen bestimmten Lieferanten gebunden. Da die Rückzahlung des Darlehens an den Bierpreis gekoppelt ist, ist dieser in der Regel nicht der günstigste am Markt.

In manchen Situationen kann auch die Mindestabnahmemenge problematisch werden. Diese wird bereits bei Vertragsabschluss festgelegt und kann im Nachhinein nicht mehr angepasst werden. Vor allem bei Neugründungen kann das ein Problem sein, da es in diesem Fall noch keine Erfahrungswerte zum tatsächlichen Verbrauch gibt und die Mindestabnahmemenge oft ausschließlich auf Schätzungen beruht. Stelle die Kalkulation für dein Restaurant daher lieber konservativ auf, sodass du am Ende nicht mehr abnehmen musst, als du tatsächlich brauchst. Achte ebenfalls darauf, dass kein Malus (Strafe) anfällt, falls du die Mindestabnahmemenge nicht erfüllen kannst. Eine solche Malus-Regelung kommt in Brauereiverträgen nämlich oft vor. Die Summen, die du in solch einer Situation bezahlen musst, sind oft sehr hoch und gerade von jungen Unternehmen nicht einfach zu stemmen.

 

Brauereivertrag: Abwägen der Möglichkeiten

Brauereiverträge sind sehr komplex und sollten auf keinen Fall leichtfertig abgeschlossen werden, da man sich über eine längere Zeit an eine Brauerei und an deren Preise bindet. Falls du unsicher bist, kannst du dir mit einem Unternehmensberater oder Rechtsanwalt fachliche Expertise ins Boot holen. Generell ist es gut, so viele Kosten wie möglich bereits über andere Quellen abzudecken. Prüfe daher auch, welche Fördermöglichkeiten es in deiner Region gibt. Verschiedene Programme bieten etwa die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW), die Agentur für Arbeit, Mikrofonds und die Bundesländer an. Am Ende solltest du genau wissen, welche Brauereien es gibt und wie ein Darlehen für dein Geschäftsmodell aussehen müsste. Auf dieser Basis kannst du dich dann für oder gegen einen Brauereivertrag entscheiden.

Tipp für angehende Gastronomen: Bei der Gründung eines Restaurants solltest du auch die Kosten für ein Kassensystem und digitale Tools einplanen. Diese Tools sind entscheidend, um den reibungslosen Betrieb und die effiziente Verwaltung deines Restaurants zu gewährleisten (z.B. Bestellaufnahme, Bezahlung und Reservierung). Erfahre mehr über unsere unser Gastronomie-Kassensystem und unser Reservierungssystem. Darüber hinaus empfehlen wir die unseren Artikel zum Thema Kassenpflicht in der Gastronomie.

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