Arbeitszeugnis in der Gastronomie: Rechte, Pflichten und hilfreiche Formulierungen

Als Gastronom oder Gastronomin stehst du in der Verantwortung, deinen Mitarbeitenden ein Arbeitszeugnis auszustellen, wenn sie das Unternehmen verlassen. Dieses Dokument ist für die berufliche Zukunft deiner früheren Angestellten von großer Bedeutung. Im Folgenden erfährst du alles Wissenswerte zu den Rahmenbedingungen, den Besonderheiten in der Gastronomie und welche Formulierungen dir beim Ausstellen des Arbeitszeugnisses von Hilfe sein können.

 

Einfaches oder qualifiziertes Arbeitszeugnis?

Ein Arbeitszeugnis ist ein schriftlicher Nachweis über das Arbeitsverhältnis und die geleistete Arbeit. Es gibt zwei Arten von Arbeitszeugnissen:

• Einfaches Arbeitszeugnis: Dieses enthält lediglich Angaben zur Person, zur Dauer und zur Art der Beschäftigung.
• Qualifiziertes Arbeitszeugnis: Zusätzlich zu den Informationen des einfachen Zeugnisses enthält es eine Bewertung der Leistungen und des Verhaltens des Mitarbeitenden.

Laut Paragraf 109 der Gewerbeordnung (GewO) bist du gesetzlich verpflichtet, auf Verlangen des Arbeitnehmenden ein Arbeitszeugnis auszustellen. Dies gilt unabhängig von der Dauer des Arbeitsverhältnisses. Wichtig ist, dass das Zeugnis wahrheitsgemäß und wohlwollend formuliert ist.

Jeder Arbeitnehmende, der aus deinem Unternehmen ausscheidet, hat Anspruch auf ein Arbeitszeugnis. Dies gilt für Vollzeit- und Teilzeitbeschäftigte sowie für Aushilfskräfte und Auszubildende. Der Anspruch besteht auch unabhängig davon, ob das Arbeitsverhältnis durch Kündigung, Aufhebungsvertrag oder Ablauf eines befristeten Vertrages endet.

Selbstständig tätige Personen, zum Beispiel freiberufliche Köche und Köchinnen („Mietkoch“) oder freie Mitarbeitende im Service, haben keinen gesetzlichen Anspruch auf ein Arbeitszeugnis, können aber ein Referenzschreiben erhalten. Für dieses gelten keine speziellen Regeln.

 

Welche Form sollte das Arbeitszeugnis haben?

Ob Café, Bar oder Restaurant: Um ein qualifiziertes Arbeitszeugnis ausstellen zu können, musst du bestimmte Regeln beachten. Folgende Inhaltselemente müssen enthalten sein:

• Überschrift „Arbeitszeugnis“
• Stammdaten des Arbeitnehmenden (Name, Geburtsdatum und -ort, Dauer der Beschäftigung)
• Beschreibung der getätigten Aufgaben
• Beurteilung der erbrachten Leistungen und des sozialen Verhaltens
• Grund für die Beendigung des Arbeitsverhältnisses
• Beendigungsformel und Zukunftswünsche
• Ort und Datum der Ausstellung sowie Unterschrift und ggf. Stempel

Ein Arbeitszeugnis muss schriftlich auf Geschäftspapier des Unternehmens ausgestellt werden. Zeugnisse ausschließlich in elektronischer Form sind nicht zulässig! Achte also darauf, das Arbeitszeugnis auf einem Briefbogen deines Betriebs zu drucken, sodass auch die betrieblichen Informationen wie Adresse und Logo ersichtlich sind.

Das Zeugnis darf keine handschriftlichen Korrekturen oder Ergänzungen enthalten und muss unterschrieben sein. Der Gesamteindruck des Zeugnisses sollte zudem immer positiv und professionell sein. Schon von Gesetzes wegen bist du dazu verpflichtet, ein „wohlwollendes“ Arbeitszeugnis auszustellen.

 

Was nicht(!) im Arbeitszeugnis stehen darf

Arbeitslosigkeit oder Fehlzeiten aufgrund längerer Krankheitsperioden dürfen im Arbeitszeugnis nicht erwähnt werden. Der gesundheitliche Zustand der Mitarbeitenden, einschließlich Behinderungen sowie chronischer körperlicher oder psychischer Erkrankungen, ist generell nicht Bestandteil der Bewertung. Ebenso ist die familiäre Situation, die politische und religiöse Überzeugung der Mitarbeitenden vertraulich zu behandeln und darf nicht im Zeugnis auftauchen.

Berufliche Details wie das bisherige Gehalt, eine Mitgliedschaft in einer Gewerkschaft oder die Tätigkeit im Betriebsrat gehören ebenfalls nicht ins Arbeitszeugnis. Darüber hinaus dürfen keine Berichte über eventuelle Abmahnungen oder strafrechtliche Vorfälle während der Beschäftigungszeit im Zeugnis enthalten sein.

 

Besondere Herausforderungen für Arbeitszeugnisse in der Gastronomie

In der Gastronomie gibt es einige besondere Aspekte, die beim Erstellen eines Arbeitszeugnisses beachtet werden sollten:

• Vielfältige Arbeitsbereiche: Mitarbeitende in der Gastronomie können in unterschiedlichen Bereichen eingesetzt sein, wie z.B. Service, Küche, Bar oder Reinigung/Housekeeping. Das Zeugnis sollte die genauen Tätigkeiten und Verantwortungsbereiche detailliert darstellen.
• Schichtarbeit und Arbeitszeiten: Die oft unregelmäßigen Arbeitszeiten und Schichtdienste sind typisch für die Gastronomie. Dies sollte im Zeugnis berücksichtigt und ggf. hervorgehoben werden.
• Kundenzufriedenheit: In der Gastronomie spielt der direkte Kundenkontakt eine zentrale Rolle. Aussagen zur Freundlichkeit, Serviceorientierung und Umgang mit Gästen sind daher besonders wichtig.
• Teamarbeit: Die Zusammenarbeit im Team ist einer der wichtigsten Erfolgsfaktoren in der Gastronomie. Teamfähigkeit und kollegiales Verhalten sollten im Zeugnis beschrieben werden.

 

Formulierungen im Arbeitszeugnis und ihre Bedeutung

In Deutschland werden pro Jahr knapp 30.000 Gerichtsverfahren wegen inhaltlicher Streitigkeiten im Arbeitszeugnis geführt. Daher solltest du nach Möglichkeit alle Stolpersteine bei der Formulierung vermeiden. Theoretisch sind die Formulierungen so ausgelegt, dass man sie in Zeugnisnoten übersetzen könnte (wenn man mit dem Code ein wenig vertraut ist). Am Beispiel der Arbeitsqualität würde dies wie folgt aussehen:

• Sehr gut: stets von höchster Qualität
• Gut: stets von hoher Qualität
• Befriedigend: von zufriedenstellender Qualität
• Ausreichend: von ausreichender Qualität
• Mangelhaft bis ungenügend: bemüht, eine akzeptable Qualität zu erreichen

Es ist rechtlich nicht erforderlich, dem ausscheidenden Mitarbeitenden in einer Schlussformel alles Gute für die Zukunft zu wünschen oder das Bedauern über dessen Ausscheiden auszudrücken. Jedoch kann jedes positive Grußwort an dieser Stelle wie eine Empfehlung wirken.

Wenn du im Arbeitszeugnis das Sozialverhalten deines Mitarbeitenden beschreibst, solltest du folgendes beachten: Werden Angaben bezüglich des Verhaltens gegenüber Vorgesetzten, dem Team oder Weisungsberechtigten gemacht, deutet das Weglassen einer dieser Gruppen auf Schwierigkeiten im Umgang mit diesen hin. Wird das Sozialverhalten im Zeugnis gar nicht erwähnt, kann dies als Hinweis auf mangelnde Teamfähigkeit gedeutet werden.

 

Muster für ein Arbeitszeugnis in der Gastronomie

 

Übersicht mit Formulierungshilfen für die Gastronomie

Oft wirken bestimmte Floskeln in Arbeitszeugnissen beim ersten Lesen positiv, bei genauerer Betrachtung zeigt sich jedoch, dass sie durchaus auch eine negative Bedeutung enthalten können. Unsere Formulierungshilfen können dir helfen, Arbeitszeugnisse für Restaurants, Cafés, Bars und andere Lokale wohlwollend und wahrheitsgemäß zu erstellen und dabei mögliche Missverständnisse zu vermeiden.

Arbeitsqualität und Leistung

Bewertung	Formulierungshilfe
Sehr gut	stets von höchster Qualität, herausragende Arbeitsleistung, vorbildliche Ergebnisse
Gut	von hoher Qualität, hervorragende Leistung, überdurchschnittliche Ergebnisse
Befriedigend	von zufriedenstellender Qualität, gute Leistung, solide Ergebnisse
Ausreichend	von ausreichender Qualität, akzeptable Leistung, zufriedenstellende Ergebnisse
Mangelhaft	Bemüht, die Aufgaben zufriedenstellend zu erledigen, unzureichende Ergebnisse

Zuverlässigkeit und Verantwortungsbewusstsein

Bewertung	Formulierungshilfe
Sehr gut	stets äußerst zuverlässig, vorbildliches Verantwortungsbewusstsein
Gut	sehr zuverlässig, hohes Verantwortungsbewusstsein
Befriedigend	zuverlässig, verantwortungsbewusst
Ausreichend	ausreichend zuverlässig, akzeptables Verantwortungsbewusstsein
Mangelhaft	Bemüht, zuverlässig zu sein, mangelndes Verantwortungsbewusstsein

Teamfähigkeit und Sozialverhalten

Bewertung	Formulierungshilfe
Sehr gut	stets vorbildliches Verhalten gegenüber Vorgesetzten, Kollegen und Gästen
Gut	sehr gutes Verhalten gegenüber Vorgesetzten, Kollegen und Gästen
Befriedigend	gutes Verhalten gegenüber Vorgesetzten, Kollegen und Gästen
Ausreichend	akzeptables Verhalten gegenüber Vorgesetzten, Kollegen und Gästen
Mangelhaft	Bemüht, sich gut zu verhalten, Schwierigkeiten im Umgang mit Vorgesetzten und Kollegen

Kundenorientierung und Servicequalität

Bewertung	Formulierungshilfe
Sehr gut	stets äußerst kundenorientiert, exzellenter Service
Gut	sehr kundenorientiert, hervorragender Service
Befriedigend	kundenorientiert, guter Service
Ausreichend	ausreichend kundenorientiert, akzeptabler Service
Mangelhaft	Bemüht, kundenorientiert zu sein, unzureichender Service

Kreativität und Eigeninitiative

Bewertung	Formululierunghilfe
Sehr gut	stets äußerst kreativ, zeigt vorbildliche Eigeninitiative
Gut	sehr kreativ, zeigt hohe Eigeninitiative
Befriedigend	kreativ, zeigt Eigeninitiative
Ausreichend	ausreichend kreativ, zeigt akzeptable Eigeninitiative
Mangelhaft	Bemüht, kreativ zu sein, zeigt wenig Eigeninitiative

 

Fazit

Egal, ob du eine Bar, ein Café oder ein Restaurant betreibst: Ein sorgfältig und professionell erstelltes Arbeitszeugnis ist nicht nur ein Zeichen der Wertschätzung gegenüber deinen Mitarbeitenden, sondern kann auch dein Ansehen als fairer und verantwortungsbewusster Arbeitgeber stärken.