Küchen- und Serviceroboter in der Gastronomie: Die Zukunft des Gastgewerbes?
DISH
Updated in Oktober 2024
Küchen- und Serviceroboter werden in asiatischen Großstädten bereits großflächig in der Gastronomie eingesetzt. Aber auch in Deutschland setzen Restaurants schon vereinzelt auf solche Roboter, um den Personalmangel im Gastgewerbe auszugleichen und ihrem Restaurant einen zusätzlichen Unterhaltungsfaktor zu verleihen. Welche Art von Robotern es gibt, welche Vor- und Nachteile die innovativen Geräte bieten und welche Zukunftsaussichten für Service- und Kochroboter in der Gastronomie bestehen, erfährst du von uns.
Inhalt
- Küchenroboter in der Gastronomie: Wenn die KI (mit-)kocht
- Von „Flippy“ bis „ChefBot“ – eine kleine Geschichte des Küchenroboters
- Diese Arten von Küchenrobotern gibt es bereits
- Vor- und Nachteile von Küchenrobotern
- Welche Arten von Robotern gibt es in der Gastronomie noch?
- Vor- und Nachteile von Service- und Reinigungsrobotern
- Fazit: Sind Roboter in der Gastronomie die Zukunft?
Küchenroboter in der Gastronomie: Wenn die KI (mit-)kocht
Lukas Podolski, der frühere Fußballstar, war auf dem Platz immer für eine Überraschung gut. Das gilt auch für sein zweites Leben als Unternehmer. Mit seiner Döner-Franchise Mangal x LP10 plant er nichts Geringeres, als die Fast-Food-Branche zu revolutionieren – diesmal jedoch nicht mit schnellen Dribblings, sondern mit innovativer Technologie. Konkret: mit autonom agierenden Lebensmittel-Robotern – Maschinen, die frische Döner ganz ohne menschliches Zutun zubereiten können.
In Kooperation mit der Circus Group, einem Pionier auf dem Gebiet der KI-gesteuerten Robotik, soll der erste vollautomatisierte Dönerladen in Köln oder Düsseldorf eröffnen und damit den Grundstein für die erste weltweit vollautonome Dönerkette legen. Läuft es gut, könnten bis zu 2.400 (!) der Roboter zum Einsatz kommen – 1.600 in Deutschland, 800 in Polen, wohin Mangal x LP10 derzeit expandiert. „Poldi“, der schon immer ein Faible für gutes Essen hatte, sieht in der Automatisierung eine Möglichkeit, die Qualität und Effizienz seiner Läden auf ein neues Niveau zu heben.
Von „Flippy“ bis „ChefBot“ – eine kleine Geschichte des Küchenroboters
Die Idee, Maschinen zur Erleichterung von Küchenarbeiten einzusetzen, ist allerdings nicht ganz so neu, wie sie zunächst klingt. Bereits in den 1960er Jahren begannen Ingenieure, über automatisierte Lösungen für die Lebensmittelzubereitung nachzudenken. Die Konzepte kamen jedoch nie über das Prototypenstadium hinaus, da die Technologie einfach noch nicht ausgereift genug war, um komplexe Küchenaufgaben zu bewältigen.
Ein bedeutender Durchbruch gelang in den 2010er Jahren mit der Entwicklung fortschrittlicherer Robotersysteme. Im Jahr 2017 stellte das US-Unternehmen Miso Robotics „Flippy“ vor, einen Roboterarm, der in der Lage ist, Burger zu grillen und zu wenden. „Flippy“ wurde in Fast-Food-Restaurants wie CaliBurger eingesetzt und konnte bis zu 300 Burger pro Stunde zubereiten, was die Effizienz erheblich steigerte und die Mitarbeiter entlastete.
Ein bemerkenswertes Beispiel ist auch „Sally“, der Salatroboter von Chowbotics, der 2018 auf den Markt kam. „Sally“ konnte individuell zusammengestellte Salate in wenigen Sekunden zubereiten und wurde in Büros, Krankenhäusern und Universitäten eingesetzt. Frische und gesunde Mahlzeiten rund um die Uhr – ein unschlagbares Angebot.
In Europa sorgte das britische Unternehmen Moley Robotics für Aufsehen, als es 2020 die „Moley Robotic Kitchen“ vorstellte. Dieses vollautomatisierte Küchensystem umfasst zwei Roboterarme, die menschliche Bewegungen nachahmen können, um komplexe Rezepte zuzubereiten. Mit einer Bibliothek von über 5.000 Gerichten kann das System auf Knopfdruck Mahlzeiten kochen.
Heutzutage investieren viele Unternehmen und Forschungseinrichtungen in die Weiterentwicklung von Küchenrobotern. Zum Beispiel hat das Start-up Karakuri aus Großbritannien den „Semblr“ konstruiert, einen Roboter, der personalisierte Mahlzeiten zubereiten kann und dabei Lebensmittelabfälle minimiert. Zudem wird an Robotern geforscht, die mithilfe von künstlicher Intelligenz lernen, komplexe Kochaufgaben zu bewältigen. Und das „ChefBot“-Projekt am MIT zielt darauf ab, Roboter zu entwickeln, die kreativ neue Gerichte kreieren können.
Diese Arten von Küchenrobotern gibt es bereits
Neben Podolskis Mangal x LP10 setzen auch andere moderne Gastronomiekonzepte bereits auf den Einsatz von Robotern in der Küche.
Roboterarme für Schneide- und Mixaufgaben
In der modernen Gastronomie übernehmen Zubereitungsroboter zunehmend monotone und zeitaufwändige Aufgaben, die bisher von Küchenpersonal manuell durchgeführt wurden. Roboterarme sind in der Lage, Gemüse und andere Zutaten mit hoher Präzision zu schneiden, zu mixen oder zu zerkleinern. Dabei arbeiten sie unermüdlich und stets gleichbleibend schnell, was den gesamten Kochprozess beschleunigt und die Qualität der Speisen konstant hält.
Bei „Robot Coupe“ handelt es sich um einen automatischen Schneide- und Mixroboter, der bereits in vielen professionellen Küchen weltweit eingesetzt wird. Dieser Roboter kann verschiedene Schnitttechniken anwenden und große Mengen an Zutaten in kurzer Zeit verarbeiten.
Automatische Kochsysteme
Automatische Kochsysteme gehen einen Schritt weiter und übernehmen ganze Kochprozesse. Sie sind darauf ausgelegt, Pfannen zu schwenken, Zutaten in exakt abgemessenen Mengen hinzuzufügen und Kochzeiten präzise einzuhalten. Diese Systeme können einfache Gerichte wie Suppen, Saucen oder Pfannengerichte eigenständig zubereiten.
Ein faszinierendes Beispiel ist der „Autonomous Cooking Robot“ von „Bot Chef“, der in einigen asiatischen Restaurants eingesetzt wird. Dieser Roboter wurde von Samsung entwickelt, kann bis zu 80 verschiedene Gerichte zubereiten und arbeitet mit Induktionskochfeldern und integrierten Rührsystemen. In bestimmten Fällen übernehmen solche Systeme auch die Reinigung der Kochflächen, was den Arbeitsaufwand weiter reduziert.
Während komplexe Gerichte nach wie vor die Expertise erfahrener Köche und Köchinnen erfordern, bieten automatische Kochsysteme die Möglichkeit, große Mengen an Speisen mit minimalem Zeitaufwand vorzubereiten. Dies ist besonders in Großküchen oder Fast-Food-Restaurants von Vorteil, wo Effizienz und Geschwindigkeit entscheidend sind.
Vor- und Nachteile von Küchenrobotern
Vorteile | Nachteile |
Effizienzsteigerung und Zeitersparnis Küchenroboter übernehmen monotone Aufgaben wie Schneiden, Rühren und Mixen blitzschnell und ohne Pause. Dadurch wird der gesamte Kochprozess beschleunigt, und das Personal kann sich auf kreative Tätigkeiten konzentrieren. |
Hohe Anschaffungskosten Die Investition in moderne Robotertechnik ist kostspielig. Einfache Roboterarme zum Schneiden von Gemüse oder Rühren von Saucen kosten ab 20.000 Euro. Für ein vollautomatisiertes Küchensystem muss man rund 300.000 Euro hinlegen. Zudem müssen Wartung und Reparaturen einkalkuliert werden. |
Konsistente Qualität der Speisen Mit robotischer Präzision werden Gerichte immer gleich zubereitet. Kein Stück Gemüse ist zu groß oder zu klein geschnitten, jede Portion schmeckt wie die vorherige. Das sorgt für zufriedene Gäste und einen verlässlichen Standard. |
Technische Komplexität und Ausfallsicherheit Roboter können auch mal streiken. Technische Störungen können den Küchenbetrieb lahmlegen und erfordern oft spezialisierte Fachkräfte zur Behebung. |
Reduzierung von Lebensmittelverschwendung Durch exaktes Abmessen und Portionieren minimieren Roboter Überreste und Fehlproduktionen. Weniger Abfall bedeutet niedrigere Kosten und schont zugleich die Umwelt. |
Akzeptanz bei Mitarbeitern und Kunden Manche Mitarbeiter fürchten um ihren Job, wenn Roboter Einzug halten. Auch Kunden könnten skeptisch sein und handgemachte Speisen bevorzugen. Offenheit und Kommunikation sind hier entscheidend. |
Verbesserung der Arbeitssicherheit Gefährliche Aufgaben wie das Hantieren mit scharfen Messern oder heißen Pfannen übernehmen die Roboter. Das senkt das Verletzungsrisiko für Mitarbeiter und schafft ein sichereres Arbeitsumfeld. |
Datenschutz und Sicherheit Vernetzte Küchenroboter sammeln Daten über Abläufe und möglicherweise sogar über Kunden. Diese Informationen müssen geschützt werden, um Datenschutzrichtlinien einzuhalten und Sicherheitsrisiken zu vermeiden. |
Kosteneinsparungen langfristig Auch wenn die Anschaffung zunächst teuer ist, zahlen sich Küchenroboter über die Zeit aus. Sie reduzieren Personalkosten, minimieren Verschwendung und steigern die Effizienz – was auch langfristig Geld spart. |
Welche Arten von Robotern gibt es in der Gastronomie noch?
Neben Küchenrobotern werden die folgenden Arten von Robotern werden bereits in der Gastronomie eingesetzt:
Service- und Abräumroboter
Für Restaurantgäste besonders unterhaltsam und mögliche Ergänzungen zu deinem Gastro-Konzept sind Gastronomie-Serviceroboter. Die sogenannten “Roboterkellner” nehmen Bestellungen entgegen, verstehen mehrere Sprachen und können eventuell sogar kleine Showeinlagen aufführen, indem sie zum Beispiel Geburtstagslieder für Gäste singen. Serviceroboter von Anbietern wie Sebotics oder Keenan, die die Funktion eines Kellners oder einer Kellnerin übernehmen, können einige Tabletts gleichzeitig transportieren, da Ablageflächen mit mehreren Etagen in ihren Rumpf eingebaut sind. Die Gäste können sich dann selbstständig ihre Speisen und Getränke vom Tablett nehmen.
Ein anderes Beispiel ist der „Cruzr“-Roboter von Ubtech Robotics, der nicht nur servieren, sondern auch komplexere Aufgaben wie die Begrüßung der Gäste, das Hinführen zu ihrem Tisch und die Beantwortung von Fragen übernehmen kann. Doch das Ganze ist nicht ganz billig: Modelle, die hauptsächlich zum Transport von Speisen und Getränken dienen, beginnen preislich bei etwa 10.000 bis 15.000 Euro. Komplexe Roboter mit künstlicher Intelligenz, die mehrsprachige Kommunikation, Gesichtserkennung und Unterhaltungselemente bieten, können über 50.000 Euro kosten.
Wichtig: Serviceroboter bzw. Roboterkellner sollen das Personal in den meisten Fällen nicht ersetzen, sondern vielmehr die Mitarbeitenden entlasten und so zum Beispiel mehr Teilzeitarbeit oder mehr Freistellungen an Sonn- und Feiertagen ermöglichen.
Abräumroboter sind hingegen vor allem darauf ausgerichtet, benutztes Geschirr von den Tischen zum Spülen in die Küche zu befördern. Der soziale, interaktive Aspekt steht bei diesen Robotern daher nicht im Vordergrund. Abräumroboter sowie Kellner-Roboter sind mit intelligenten Sensoren und Bewegungsmeldern ausgestattet und können Menschen, Tieren und Gegenständen einfach ausweichen. Mithilfe von eingebauten Ortungssystemen können sie sich in Räumen orientieren und mit einem Klick wieder an ihren Ausgangspunkt gerufen werden.
Lieferroboter
Auch Lieferroboter sind für die Hotellerie und Gastronomie praktische Helfer. Gerade für den Zimmerservice oder das Liefern von Lebensmitteln oder anderen Gegenständen aus dem Lager in die Küche sind sie bestens geeignet. Einige Modelle funktionieren sogar über mehrere Etagen, wenn Hotels oder Restaurants barrierefrei sind. Mithilfe von elektrischen Türen werden die gelieferten Gegenstände sicher und geschützt aufbewahrt und transportiert.
Aber auch außerhalb von Restaurants oder Hotels können Roboter bereits Lieferungen durchführen – so zum Beispiel in Miami. Die mobilen Lieferroboter werden aus der Ferne gesteuert und verfügen über Sensoren und Kameras, um Hindernissen auszuweichen und passende Routen auszuwählen. Kundinnen und Kunden werden benachrichtigt, wenn sie in der Nähe sind und können die Fahrzeuge mithilfe einer App entriegeln und die Lieferung aus einem sicheren Fach entnehmen. Die Übergabe findet dabei meist auf einem Bürgersteig statt.
Desinfektions- und Reinigungsroboter
Neben gewöhnlichen Saug- und Wischrobotern, die schon lange auf dem Markt etabliert sind, gibt es auch hochintelligente Reinigungsroboter, die mehrere Funktionen nacheinander übernehmen können: Sie können staubsaugen, wischen, kehren und schrubben – und dabei auch Flüssigkeit vom Boden aufnehmen. Sie sind oft mit mehreren Sensoren und Kameras ausgestattet und scannen ihre Umgebung nach möglichen Laufwegen, Hindernissen oder Schmutz ab.
Auch Desinfektionsroboter sind für Restaurants und Hotels nützlich, um die Hygienestandards der Branche einzuhalten. Die modernsten Geräte können Räume wie Küchen und Bäder, aber auch Gasträume beinahe zu 100 Prozent desinfizieren, indem sie Trocken-Desinfektionspartikel gleichmäßig im Raum versprühen.
Vor- und Nachteile von Service- und Reinigungsrobotern
Serviceroboter im Restaurant einzusetzen, bringt viele Vorteile mit sich, ist jedoch auch mit Nachteilen verbunden. Wir haben die wichtigsten Vor- und Nachteile für dich zusammengefasst:
Vorteile von Servicerobotern:
- können Personalmängel ausgleichen
- schonen das Servicepersonal (schweres Tragen oder Reinigung wird übernommen)
- Kellner und Kellnerinnen haben mehr Zeit für die Kundeninteraktion und Beratung
- bieten einen Unterhaltungsfaktor für die Gäste
- arbeiten effizient und fehlerfrei zu jeder beliebigen Tages- und Nachtzeit
- einmalige Investition, danach nahezu unbegrenzt einsetzbar
- eignen sich für großflächige Restaurants
Nachteile von Servicerobotern:
- hohe Anschaffungskosten (Kellner-Roboter derzeit ab ca. 11.000 Euro)
- regelmäßige Wartung notwendig
- evtl. tägliches Wechseln und Aufladen der Akkus nötig
- ersetzen keinen menschlichen Kontakt
- eignen sich nicht für Restaurants mit kleiner Fläche und engen Gängen
Fazit: Sind Roboter in der Gastronomie die Zukunft?
Küchen- und Serviceroboter, die auf die Gastronomie zugeschnitten sind, sind gerade in Deutschland und Europa noch nicht lange auf dem Markt. Die junge Technologie wird in den nächsten Jahren und Jahrzehnten perfektioniert und ausgebaut werden. Es ist zu erwarten, dass in Zukunft immer komplexere und interaktivere Roboter entwickelt werden, die mehr und mehr Aufgaben im Alltag von Gastronomen und Gastronominnen übernehmen können und Schritt für Schritt menschliche Interaktion bei der Bedienung nachahmen.
Einfachere Modelle werden in Zukunft mit Sicherheit weitaus erschwinglicher werden. Für Beschäftige und Arbeitgeberinnen und Arbeitgebern in der Gastronomie kann diese Entwicklung positive Auswirkungen haben: Zum einen bedeuten die Roboter dank effizientem und intelligentem Arbeiten mehr Umsatz für Arbeitgebern und Arbeitgeberinnen. Zum anderen ermöglichen sie es den Angestellten, angenehmere Aufgaben zu übernehmen und sich mehr Zeit für die Kommunikation mit den Gästen zu nehmen.
Die Frage, ob Küchen- oder Serviceroboter in einem bestimmten Betrieb eingesetzt werden können oder nicht, lässt sich nicht pauschal beantworten.
- Küchenroboter kommen vor allem für große Betriebe wie Hotelküchen, Kantinen oder Restaurants mit hohem Gästeaufkommen in Frage. In solchen Umgebungen können sie durch die Automatisierung von Routineaufgaben wie Schneiden, Rühren und Kochen zu erheblichen Effizienzsteigerungen führen. Sie sind aber auch dort ideal, wo große Mengen an Speisen zubereitet werden müssen und eine gleichbleibende Qualität wichtig ist – zum Beispiel bei Fast-Food-Franchises. Für kleine Restaurants oder Betriebe, die Wert auf handwerkliche Kochkunst und individuelle Gerichte legen, sind Küchenroboter hingegen weniger geeignet. Bereits die hohen Anschaffungskosten könnten die finanziellen Möglichkeiten übersteigen.
- Serviceroboter eignen sich ebenfalls vor allem für gastronomische Betriebe, die großflächig angelegt sind und über die notwendigen räumlichen Voraussetzungen verfügen. Für kleine Betriebe, die wenig Platz zur Verfügung haben, sind Serviceroboter in den meisten Fällen hingegen eher ungeeignet.
Es bleibt spannend, wie diese Technologien die Zukunft der Gastronomie beeinflussen werden. Dass sie eines Tages aus vielen Betrieben nicht mehr wegzudenken sein werden, ist jedoch zu erwarten. Letztlich wird die Entscheidung für oder gegen den Einsatz von Küchen- bzw. Servicerobotern aber immer von den individuellen Bedürfnissen, Zielen und Möglichkeiten jedes einzelnen Betriebs abhängen.