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Fachwissen

Pfandsystem in Deutschland: Tipps für die Gastronomie

DISH
Dezember 2024

Cola wird aus einer Flasche in ein Glas mit Zitrone geschüttet
Als Gastronom oder Gastronomin weißt du, dass der Erfolg deines Betriebs nicht nur von gutem Essen und Getränken abhängt, sondern auch davon, wie du mit den alltäglichen Herausforderungen umgehst. Eine davon ist das Pfandsystem, das für viele Lokale eine wichtige Rolle spielt – ob beim Umgang mit Einwegflaschen oder bei der Einführung von nachhaltigen Mehrwegverpackungen.
In diesem Text erfährst du alles Wichtige rund um das deutsche Pfandsystem: Wie funktioniert es, welche Unterschiede bestehen zwischen Einweg- und Mehrwegverpackungen und wie kannst du diese Systeme in deinem Betrieb optimal einsetzen?

 

Pfandsystem in Deutschland: Ein Erfolg mit langer Geschichte

Das Mehrwegpfandsystem hat in Deutschland eine lange Tradition, die bis ins Jahr 1903 zurückreicht, als Frankfurter Bierhändler erstmals Pfand auf ihre Glasflaschen erhoben. Berliner Händler folgten bereits im selben Jahr. 1929 führte der US-Hersteller Coca-Cola ein eigenes Mehrwegpfandsystem auf die sog. „Konturflasche“ ein. In den 1950er Jahren wurde das Pfandsystem in Deutschland mit einheitlichen Glasflaschen weiter ausgebaut. Später kamen immer wieder neue Gebinde hinzu, zum Beispiel die wiederverwendbare PET-Flaschen für Mineralwasser.

Das deutsche Pfandsystem für Einwegverpackungen wurde erst 2003 eingeführt, ist aber heute eines der erfolgreichsten weltweit. Laut Deutscher Pfandsystem GmbH liegt die Rücklaufquote für Einwegflaschen und Dosen von 98 bis 99 % (Stand 2022), was die Bundesrepublik in Sachen Recycling wohl zum Weltmeister macht. Und zum Vorbild, wenn man bedenkt, dass weltweit jedes Jahr zwischen 4,8 und 12,7 Millionen Tonnen Plastik in den Meeren landen.

Geregelt wird das Pfandsystem vom Verpackungsgesetz (VerpackG). Laut Gesetz müssen zum Beispiel alle Einweggetränkeflaschen und -dosen, die aus Kunststoff, Aluminium oder Glas bestehen und eine Füllmenge zwischen 0,1 und 3 Litern haben, pfandpflichtig sein. Doch wie bei jedem guten Gesetz gibt es auch hier Ausnahmen. So sind etwa Milchtüten oder Weinflaschen vom Pfand befreit.

 

Pfand für Einweg- und Mehrwegverpackungen

Das Pfand für Einwegprodukte bezieht sich auf Getränkebehälter, die nach einmaligem Gebrauch typischerweise recycelt werden. Solche Verpackungen sind darauf ausgelegt, nach dem Konsum des Inhalts nicht wiederverwendet, sondern dem Recyclingkreislauf zugeführt zu werden. Dazu gehören hauptsächlich Kunststoffflaschen (PET) und Dosen. In Deutschland sind diese Verpackungen durch ein spezielles Pfandlogo gekennzeichnet, das in der Regel das „Deutsche Pfandsystem“-Logo trägt und sie eindeutig als pfandpflichtig ausweist.

Das Pfand für Mehrwegprodukte betrifft Behälter, die speziell dafür hergestellt sind, nach Gebrauch gesammelt, gereinigt und wieder befüllt zu werden. Entsprechende Flaschen oder Gläser (z.B. für Joghurt) sind in der Regel stabiler und widerstandsfähiger und können bis zu 50-mal wiederverwendet werden. Sie sind oft mit dem Begriff „Mehrweg“ oder ähnlichen Hinweisen gekennzeichnet. Allerdings gibt es keine einheitliche Pflichtkennzeichnung wie beim Einwegpfand, was manchmal zu Verwirrung führen kann.

Wichtige Unterschiede auf einen Blick

  • Verwendungszweck: Einwegpfandflaschen werden nach einmaligem Gebrauch recycelt, während Mehrwegpfandflaschen mehrfach wiederverwendet werden.
  • Pfandbetrag: Einwegpfand ist einheitlich höher (25 Cent), Mehrwegpfand variiert je nach Art des Behälters (meist zwischen 8 und 15 Cent).
  • Kennzeichnung: Einwegpfand ist eindeutig durch ein gesetzliches Logo gekennzeichnet, Mehrwegpfand erfordert aufmerksamere Identifikation durch den Verbraucher.

 

Getränkepfand in Deutschland: 7 oder 19 % Umsatzsteuersatz?

Während auf den Getränkepreis der übliche Umsatzsteuersatz (in der Regel 19 % oder ermäßigt 7 %) erhoben wird, ist das Pfand selbst umsatzsteuerfrei. Daher müssen die entsprechenden Beträge als durchlaufender Posten behandelt werden – und korrekt zu verbuchen. Das bedeutet, dass du das Pfand zwar erheben und auszahlen, aber nicht als Gewinn oder Verlust berücksichtigen kannst. Getränkepfand sollte daher in deinem Kassensystem immer getrennt von deinen Umsätzen aufgeführt werden.

Ein gut konfiguriertes Kassensystem wie DISH POS kann dir beim Verbuchen des Pfands enorm helfen. Es sorgt dafür, dass das Pfand automatisch richtig zugeordnet und die entsprechenden Buchungen korrekt durchgeführt werden. Für Gastronominnen und Gastronomen, die keine Überraschungen bei der nächsten Steuerprüfung erleben möchten, ist dies ein Muss.

 

Kosten und wirtschaftliche Aspekte des Getränkepfands

Jedes Lokal kennt das Problem: Leere Flaschen und Dosen sammeln sich schnell an und nehmen wertvollen Platz im Lager ein. Zudem müssen sie regelmäßig transportiert und sortiert werden. All das kostet Zeit und Geld. Der logistische Aufwand kann erheblich sein, insbesondere wenn dein Betrieb ein hohes Volumen an Pfandverpackungen durchsetzt. Diese Kosten umfassen nicht nur den physischen Platzbedarf, sondern auch die Arbeitszeit deines Personals, das mit dem Handling, Sortieren und Rückgeben der Flaschen beschäftigt ist. Wenn du diese Prozesse nicht effizient gestaltest, können sich die Kosten schnell summieren.

Besonders in stark frequentierten Lagen kann es auch immer vorkommen, dass Kunden Flaschen oder Dosen bei dir zurückgeben, die nicht in deinem Betrieb gekauft wurden. Da du gesetzlich verpflichtet bist, pfandpflichtige Verpackungen anzunehmen, musst du den Pfandbetrag auch dann auszahlen, wenn die Flaschen von woanders stammen. Die Differenz zwischen ausgezahltem und eingenommenem Pfand wird zu einem Kostenfaktor, den dein Betrieb zunächst tragen muss, indem er diese Beträge als zusätzliche Ausgaben verbucht. Allerdings kannst du oft durch Vereinbarungen mit deinen Lieferanten den Ausgleich erzielen, indem du die Flaschen an sie zurückgibst und das Pfand erstattet bekommst.

 

Ein eigenes Pfandsystem für Becher und Krüge

Ob Biergarten, Getränkewagen auf einem Festival oder als Caterer im Fußballstadion: Mit einem eigenen Mehrwegsystem kannst du in deinem Betrieb geschlossene Kreisläufe schaffen und Abfall durch Einwegbecher vermeiden. Wiederverwendbare Becher, Tassen oder Krüge werden gegen Pfand (meist zwischen 1 bis 5 Euro, je nach Behälter) ausgegeben, das bei Rückgabe erstattet wird, sodass die Becher viele Male genutzt werden können. Ob du die Reinigung selbst übernimmst oder an einen externen Dienstleister abgibst, hängt von deinen Bedürfnissen ab. Mehrwegbecher eignen sich für Veranstaltungen jeder Größe, von kleinen Festen bis hin zu Großevents.

Nicht jeder Kunde bringt seinen Becher zurück – manche behalten schön gestaltete Exemplare auch als Souvenir. Der einbehaltene Pfandbetrag kompensiert die Kosten für den Ersatz, da dies Teil des Systems ist.

 

Mehrweg auch to go: Pfand auf Geschirr in Deutschland

Seit Januar 2023 bist du als Gastronom in Deutschland gesetzlich verpflichtet, neben Einwegverpackungen auch Mehrwegoptionen für To-Go-Verpackungen anzubieten. Kunden können ihr Essen oder ihren Kaffee in wiederverwendbaren Behältern mitnehmen, für die ein Pfand erhoben wird. Bei Rückgabe erhalten sie das Pfand zurück, was nicht nur die Wiederverwendung fördert, sondern auch das Müllaufkommen (in deinem Betrieb oder anderswo) reduziert.

Laut einer Erhebung des NABU hätten sich bereits im Jahr 2017 durch den konsequenten Einsatz von Mehrwegverpackungen bis zu 350.000 Tonnen Abfall, verursacht durch Einweggeschirr und To-go-Verpackungen, einsparen lassen.

Die Einführung eines Mehrweggeschirr-Pfandsystems erfordert zwar Planung, ist aber gut umsetzbar. Eine Kooperation mit professionellen Anbietern kann dir helfen, den Aufwand zu minimieren, da sie Behälter bereitstellen und sich um Rückgabe und Reinigung kümmern. Deine Kunden können die Becher entweder bei dir oder bei anderen Partnern zurückgeben, was ihnen höhere Flexibilität bietet.

Auf den ersten Blick könnten Mehrwegbehälter zusätzliche Kosten verursachen, doch langfristig entfallen die oft hohen Kosten für Einwegverpackungen. Außerdem stärkt Mehrweggeschirr das Image deines Betriebs als nachhaltiger und umweltbewusster Akteur.

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